Berufliches Gymnasium, Unterrichtsprojekte

Wo brennt’s?

G13 Das Stück Biedermann und die Brandstifter

Oder: Wie die Brandstifter zu Biedermann kamen

In unserem Literaturkurs der G13 haben wir so manchen Unsinn angestellt, die Bühne auf links gedreht und das Improvisationstalent auf ein ganz neues Level gehoben. Nicht selten war unser Einfall schneller da als der Regieplan – und trotzdem (oder gerade deshalb?) war unser großes Finale ein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen durfte.

Das Stück Biedermann und die Brandstifter – eine „Lehrstück ohne Lehre“, wie Max Frisch es selbst nannte – wurde für uns von  Frau Danyel ausgewählt. Wie zu erwarten: mit politischem Unterton, gesellschaftskritischem Anspruch und einer ordentlichen Portion Zündstoff.

Die Handlung? Der wohlhabende Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann gewährt zwei dubiosen Gestalten – Schmitz und Eisenring – Unterschlupf auf seinem Dachboden, obwohl Brandanschläge in der Stadt an der Tagesordnung sind. Mit ihnen ziehen unzählige Fässer voller Benzin ins Haus. Obwohl die Hinweise auf das gefährliche Vorhaben der beiden mehr als offensichtlich sind, klammert sich Biedermann verzweifelt an seine Rolle als naiver, gutgläubiger Gastgeber. Während seine Frau Babette und das Dienstmädchen Anna Alarm schlagen, übt sich Biedermann in olympiareifer Ignoranz. 

G13 Das Stück Biedermann und die Brandstifter

Naiv? Feige? Oder einfach ein tragischer Jedermann in einer Welt, in der Selbsttäuschung bequemer ist als Verantwortung?

Eine zeitlose Parabel über Mitläufertum, Angst, Verdrängung und die große Frage: Was tun wir, wenn’s brennt – und zwar nicht nur auf dem Dachboden?

Da das Original deutlich zu lang war, hieß es für uns: radikal kürzen, neu denken, umschreiben – aber ohne die Seele des Stücks zu verlieren. Gar nicht so leicht, wenn man zwischen Schulstress und Requisitensuche den Überblick behalten will.

G13 Das Stück Biedermann und die Brandstifter

Schnell war klar: Der Chor, im Original eher anonymes Mahnmal, wurde bei uns zur erzählerischen Schlüsselfigur. Er erklärte, kommentierte, interagierte mit Biedermann – und war dabei gleichzeitig moralisches Gewissen und Entertainment. Aber weil unser Chor nicht klingen sollte wie ein antikes Orakel auf Speed, haben wir das Ganze modernisiert – und in Form von Talkshow-Segmenten neu inszeniert. Zwischen ernster Analyse und satirischer Zuspitzung entstand ein Format, das sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken einlud.

G13 Das Stück Biedermann und die Brandstifter

Alles musste wie „Arsch auf Eimer passen“. Kulisse, Kostüme, Dialoge, Bewegungen – alles sollte ineinandergreifen und trotzdem Platz für Spontanität und Spaß lassen. Die Szenenwechsel mussten so schnell und simpel wie möglich funktionieren – kein Platz für minutenlange Umbauten und lange Pausen.

So verbrachten wir unsere Proben zwischen Kabelsalat, Texthängern und Erkenntnissen wie: „Weniger ist manchmal mehr – außer bei dem Biedermann.“ 

Und was ist dabei herausgekommen? Eine Inszenierung, die sich sehen lassen kann. Punkt.

G13 Das Stück Biedermann und die Brandstifter

Vielleicht war unser Weg dorthin nicht immer konventionell. Vielleicht haben wir manchmal mehr gelacht als geprobt. Aber am Ende hat uns dieses Projekt als Gruppe zusammengeschweißt – und eins ist sicher: Frau Danyel wird diesen Haufen liebenswürdiger Bühnenchaoten nicht so schnell vergessen.

Zum Schluss noch ein kleiner Frisch-Klassiker – und unser Motto bei der ganzen Sache:

„Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke, nackte Wahrheit – die glaubt einem eh keiner.“

Redaktion: © Quentin Köpke (G13-1)