Für das Schulprojekt Kolumba – Schule im Museum – haben die Gestaltungstechnischen Assistent*innen für Grafik und Objektdesign im 3D-Unterricht Kölsche Heilige und Ikonen als Legocharakter gestaltet.
Die Schüler*innen haben für die Charakter ein Modelsheet angelegt und die Figuren im Rohlayout in der Ansicht von vorne, von der Seite, von hinten und in einer Dreiviertelansicht angelegt. Das Modelsheet wurde im nächsten Schritt im 3D-Programm Cinema 4D eingefügt und diente als Modelliervorlage für die 3D-Charaktere.
Die fertigen Legofiguren wurden abschließend im Maßstab 4:1 mit dem 3D-Drucker ausgedruckt.
Im Museum konnten die Schüler*innen der Oberstufe As3O1 und As2O1 Ihre Legofiguren auf eine besondere Art in einem Legoaltar präsentieren.
Der Legoaltar folgt in seinem Aufbau einem mittelalterlichen Flügelaltar – wie er z.B. heute noch im sogenannten Clarenaltar im Kölner Dom erhalten ist. Die innere Schauseite des Altars, die im Mittelalter nur zu kirchlichen Festtagen geöffnet wurde, zeigt – nicht wie beim Clarenaltar die berühmten Ursulabüsten – sondern kleine Lego-Standfiguren, die im 3D-Druck hergestellt wurden. Das jeweils unterste Gefach zum Mittelschrein ist gefüllt mit „Break-away-Support“ – Kunststoffstützstreben, die beim 3D-Druck anfallen und weggebrochen werden. Sie stellen in Ihrer knochenartigen Struktur eine Parallele zu den Reliquienbehältnissen im Mittelalter dar.
Die klappbaren Flügel der Außenseiten zeigen im Mittelalter häufig Tafelmalereien aus der Leidensgeschichte Jesu, Szenen aus dem Marienleben oder Martyriumlegenden eines/einer Heiligen. Im modernen Legoaltar dagegen präsentieren sich die neuen und alten Ikonen Kölns auf Postkarten und laden ein: who is who?
Heiligenfiguren sind in Ihrer Ikonographie oftmals schwierig zu kennzeichnen bzw. zu unterscheiden, da Sie besonders im Mittelaltar in Kleidung und Mimik sehr stereotyp wirken. Oftmals ermöglichen nur die beigefügten Attribute eine eindeutige Zuschreibung.
In der Lernsituation Charakterdesign haben sich die Schüler*innen mit der Neuinterpretation von alten Heiligen bis hin zu neuen Ikonen unserer Zeit beschäftigt. Dabei gilt es zu entdecken, was uns Heilige sagen wollen, welche Geschichten Sie erzählen oder welches Martyrium sie durch ihr Attribut darstellen. In ihrer geometrischen Außengestalt sind auch Legofiguren manchmal schwierig zu unterscheiden – umso mehr fokussiert sich das Auge auf die Attribute, welche die Gestalt zu einem Individuum werden lassen.
Wer ist überhaupt ein*e Heilige*r? Ein*e Fürsprecher*in? Ein Vorbild?
Verstehen wir sie überhaupt noch? Wer könnten die Ikonen und Vorbilder von heute sein?
Aus diesen Überlegungen ist ein neuer Kölner Heiligen- und Ikonenaltar unserer Zeit geworden, der eine bunte Mischung von Charakteren zusammenstellt und einlädt, genau hinzusehen, mehr über die Gestalten zu erfahren und das Heiligen- und Ikonenbild zu hinterfragen.
Worüber würden sich Edith Stein und Carolin Kebekus heute unterhalten?
Würde Willi Ostermann zusammen mit der Heiligen Cäcilie ein Karnevalslied singen?
Wäre der Heilige Petrus nicht ein guter Bodyguard für Henriette Reker?
Am Aktionstag haben einige Schüler*innen in einer Live-Präsentation Ihr Charakterdesign vor Publikum präsentiert.
Legomovie – animierte Werbeteaser
Als Abschluss haben die Schüler*innen einen animierten Kurzteaser erstellt und die Legofiguren zum Leben erweckt: Klick rein und schau, was die neuen und alten Heiligen für Geschichten erzählen:
Vielen Dank an Leon Sohl für den Videoschnitt!
Text und Bilder
Wolfgang Huhn und Tom Rathmann